Operation der Nebenschilddrüse
Erkrankungen der Nebenschilddrüsen sind immer häufiger ein Grund für eine Operation – der einzig wirksamen Therapie. Bei den kleinen Drüsen ist eine große Erfahrung der Operateure besonders wichtig. Meist ist nur eine der vier Drüsen vergrößert. Diese Operation führen wir meist in minimalinvasiver und bei Bedarf in videoassistierter Technik durch. Zur Sicherheit unserer Patienten nutzen wir bei diesen Eingriffen den intraoperativen Nebenschilddrüsenhormon Schnelltest, den sogenannten Quick-PTH-Assay. Die Operation an der Nebenschilddrüse erfolgt in Vollnarkose. Bei ausgewählten Patienten kann auch in regionaler und lokaler Anästhesie operiert werden.
Erkrankungen der Nebenschilddrüse: Krankheitsbild und Diagnose
Die Nebenschilddrüsen haben ihren Namen von ihrer anatomischen Lage. Sie liegen direkt neben der Schilddrüse, und zwar an ihrer Rückseite. Funktionell haben sie mit der Schilddrüse nichts zu tun.
Die meisten Menschen besitzen vier dieser kleinen, etwa linsengroßen Drüsen. Sie produzieren Parathormon. Dieses Hormon sorgt dafür, dass im Körper genügend Kalzium zur Verfügung steht. Kalzium ist notwendig für die Festigkeit der Knochen, für jede Muskelaktivität und für die Nervenleitfähigkeit, also wichtig für nahezu alle Zellen und Gewebe. Die Menge des gebildeten Parathormons wird durch den Körper sehr fein reguliert.
Erkrankungen der Nebenschilddrüsen
Die wesentliche Erkrankung der Nebenschilddrüsen ist eine Überfunktion durch ein einzelnes, gutartiges Adenom – das ist ein gutartiger Nebenschilddrüsenknoten mit einer unkontrollierten übermäßigen Produktion von Parathormon. Dies führt zu einem erhöhten Kalziumspiegel im Körper, zunächst ohne dass dies bemerkt wird. Meist wird diese Situation zufällig erkannt, wenn bei einer Blutuntersuchung festgestellt wird, dass der Kalziumspiegel erhöht ist. Ist gleichzeitig auch der Parathormonwert zu hoch, so ist die Diagnose einer Überfunktion der Nebenschilddrüsen gesichert. Medizinisch nennt man das dann „Primärer Hyperparathyreoidismus“.
Ein Sekundärer Hyperparathyreoidismus liegt vor, wenn ein anderes Organ krank ist, z. B. die Nieren, und dann als eine Folge davon die Nebenschilddrüsen ebenfalls krank werden. Unbehandelt führt der Hyperparathyreoidimsus zur Entkalkung der Knochen (Osteoporose), Nierensteinen, Magenproblemen, Herzinfarkt oder zu Beeinträchtigungen des Denkens und der Merkfähigkeit und zu depressiven psychischen Verstimmungen.
Die Ursachen
Die Ursache des primären Hyperparathyreoidimsus ist meistens die gutartige Vergrößerung einer der vier Nebenschilddrüsen, die dann das Parathormon unkontrolliert produziert. In vielen Fällen gelingt die Darstellung der vergrößerten Drüse im Ultraschall. Unter bestimmten Umständen kann es sinnvoll sein weitere Untersuchungen zur Feststellung des Ortes der vergrößerten Nebenschilddrüse zu machen – z. B. durch eine Nebenschilddrüsen-Szintigraphie oder eine Kernspintomographie.
Bei nahezu jedem Betroffenen mit einer bewiesenen Nebenschilddrüsen-Überfunktion ist aber die operative Entfernung der vergrößerten Drüse erforderlich – denn es gibt keine andere erfolgversprechende Therapie.
Die häufigste Ursache des sekundären Hyperparathyreoidismus ist die Dialyse. Nach langen Jahren an der Dialyse haben viele Dialysepatienten eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen. Eine Zeit lang kann man die Überfunktion mit Medikamenten abmildern. Wenn aber die Notwendigkeit zur Dialyse weiter besteht, wird früher oder später eine Operation unumgänglich. Wir entscheiden in diesen Fällen immer mit Ihnen gemeinsam und zusammen mit Ihrem Nephrologen, ob die Operation oder ein weiter abwartendes Verhalten sinnvoll ist.
Verdacht auf Bösartigkeit der Nebenschilddrüsen
Vergrößerte Nebenschilddrüsen mit einer Überfunktion sind nicht bösartig. Wir kennen über die vielen, vielen Jahre nur ganz wenige Patienten mit einer bösartigen Erkrankung. Bei den Erkrankungen der Nebenschilddrüsen gehen wir deshalb immer davon aus, dass es gutartige Vergrößerungen sind.
Die Operation der Nebenschilddrüsen
Die Operation an den Nebenschilddrüsen ist, sofern in der Hand hochspezialisierter Chirurgen ausgeführt, ein sehr erfolgversprechender Eingriff. Mehr noch als bei Operationen der Schilddrüse ist es wissenschaftlich belegt, dass je grösser die Anzahl von Nebenschilddrüsenoperationen in einer Klinik ist, umso mehr Erfolg und umso weniger Komplikationen eintreten.
Die außerordentliche Spezialisierung unserer Operateure, verbesserte Operationsmethoden, feinere Instrumente und moderne Techniken sorgen zusammen dafür, dass Komplikationen nur noch sehr selten auftreten und diese Eingriffe in aller Regel erfolgreich sind.
Eine Nebenschilddrüsenoperation findet in aller Regel Vollnarkose statt, bei ausgewählten Patienten auch in regionaler und lokaler Anästhesie, und dauert meist eine Stunde. Über einen sehr kleinen Schnitt unterhalb des Halses operiert der Chirurg das kleine Organ. Die Schnittlänge beträgt meist nur zwei bis drei Zentimeter und hängt vor allem davon ab, wo die Nebenschilddrüse liegt.
Minimalinvasive Operationsmethoden
Neben der konventionellen Operationsmethode setzen wir die minimalinvasiven Operationen an der Nebenschilddrüse ein: MIVAP = minimal invasive videoassistierte Parathyreoidektomie und OMIP = Offen, minimalinzisionale Parathyreoidektomie. Diese Operationen können in ausgewählten Fällen auch in örtlicher Betäubung durchgeführt werden.
Anästhesieverfahren bei Operationen an den Nebenschilddrüsen
Eingriffe an den Nebenschilddrüsen erfolgen meist in Vollnarkose. Bei ausgewählten Patienten führen wir die Operation auch in regionaler und lokaler Anästhesie durch. Vor allem für Patienten, bei denen das Nebenschilddrüsen-Adenom lokalisiert wurde, ist dies eine wichtige Therapieoption. Bisher ist bei solchen Eingriffen die Vollnarkose und Intubation das übliche Standardverfahren. Der Eingriff in Lokalanästhesie bietet verschiedene Vorteile – bei gleichbleibender Sicherheit: Die während der Operation erforderliche Stimmbandnervkontrolle kann „in echt“ durch Ansprache des Patienten erfolgen, es sind keine technischen Hilfsmittel wie das Neuromonitoring erforderlich. Die Laborbefunde, wie beispielsweise der Parathormonspiegel als Zeichen der erfolgreichen Entfernung der überfunktionierenden Nebenschilddrüse(n) im Blut, können während und nach dem Eingriff erhoben werden. Der Aufenthalt im OP verkürzt sich deutlich, da die Ein-und Ausleitzeit sowie die intraoperative Wartezeiten auf Blutwerte entfallen.
Sicherheit während der Operation
Die Sicherheit unserer Patienten ist unser höchstes Gut. Der Chirurg achtet während der gesamten Operation sehr sorgfältig darauf, die Stimmbandnerven und die übrigen Nebenschilddrüsen zu schonen. Bei allen Nebenschilddrüsenoperationen wird der Stimmbandnerv während der gesamten Operation überwacht (intraoperatives Neuromonitoring, IONM). Darüber hinaus benutzen wir stark vergrößernde Lupenbrillen und besonders feine Instrumente. All dies hilft uns die Komplikationen so gering wie möglich zu halten.
Wenn wir operieren, machen unsere Operateure regelhaft eine intraoperative Bestimmung des Parathormons. Damit können sie während der Operation prüfen, dass die Überproduktion des Hormons durch die Entfernung der erkrankten Nebenschilddrüse auch wirklich ausreichend korrigiert wurde.
Darüber hinaus ist es wichtig, dass bei einer Erkrankung aller Nebenschilddrüsen die Möglichkeit besteht, das entfernte Gewebe so einzufrieren, dass es für eine spätere Eigenverpflanzung (Autotransplantation) erhalten bleibt. Dies ist vor allem bei Wiederholungsoperationen und bei Patienten mit einem sekundären Hyperparathyreoidismus wichtig.
Natürlich besteht bei uns auch die Möglichkeit dass der Pathologe bereits während der Operation das entnommene Gewebe untersuchen kann, und wir können sofort erkennen, dass das richtige Gewebe entfernt wurde (sog. Schnellschnittuntersuchung).
Nach der Operation
Die Wunde wird mit von außen nicht sichtbaren, selbstauflösenden Fäden und einer kosmetisch unauffälligen Nahtmethode verschlossen. Drainagen oder Schläuche die aus der Wunde ragen verwenden unsere Operateure in der Regel nicht.
Im Anschluss an die Operation werden wir der Verlauf und alle Befunde einschließlich der feingeweblichen Untersuchung ausführlich mit Ihnen besprechen. Wie vor der Operation auch, wird die Funktion der Stimmbandnerven und der Nebenschilddrüsen am Tag nach der Operation durch entsprechende Untersuchungen kontrolliert. Oft dauert es nur zwei oder drei Tage, bis die verbliebenen Nebenschilddrüsen soweit stabil wieder arbeiten, dass eine Entlassung nach Hause möglich ist.
Nach der Entlassung ist die Weiterbetreuung durch uns, unsere endokrinen Partnerpraxen oder durch Ihren Hausarzt möglich. Wie werden Sie hierzu ausführlich beraten.