Die Schilddrüse ist klein, ihre Form ähnelt einem Schmetterling. Ihr Volumen beträgt bei Frauen maximal 18 ml, bei Männern maximal 25 ml. Ihren Namen verdankt sie der Lage im Körper: sie liegt unterhalb des Kehlkopfes direkt vor dem Schildknorpel. Sie versorgt den Körper mit den lebensnotwendigen Schilddrüsenhormonen Thyroxin (T4, FT4) und Trijodthyronin (T3, FT3). Diese Hormone sind für die Entwicklung des Organismus, Wachstum und die Funktionen des Körpers von entscheidender Bedeutung. Die Menge der gebildeten Hormone wird vom Körper bedarfsgerecht gesteuert. Im Gehirn und in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) wird die vorhandene Hormonmenge gemessen und in Abhängigkeit davon das Hormon TSH (Thyreoidea Stimulierendes Hormon, also Schilddrüsen-Stimulierendes Hormon) in das Blut abgegeben. Das TSH bewirkt in der Schilddrüse die Produktion und Abgabe der Schilddrüsenhormone. Zur Überprüfung der Schilddrüsenfunktion wird zunächst der TSH-Spiegel gemessen. Ist dieser normal, so ist eine Störung der Schilddrüsenhormonproduktion bis auf wenige Ausnahmefälle ausgeschlossen. Ein Großteil der Hormone T4 und T3 ist im Blut an Eiweißstoffe gebunden, lediglich ein kleiner Anteil der Hormone liegt in freier Form vor. Nur dieser freie Anteil ist an den Organen wirksam. Gemessen werden im Labor heute in der Regel die freien Anteile FT4 und FT3. Zur Beurteilung von Größe und Aufbau der Schilddrüse ist die Sonografie (Ultraschalluntersuchung) die Methode der Wahl. Sie ist rasch durchführbar, nicht belastend und hat keine Strahlenbelastung zur Folge. Eine Szintigraphie, die Untersuchung mittels eines radioaktiven Stoffs, der in die Blutbahn eingespritzt wird, ist unter Umständen ergänzend erforderlich. Sie erlaubt eine Aussage über die Aktivität von Knoten oder der gesamten Schilddrüse.
Struma (Kropf)
Eine Vergrößerung der Schilddrüse wird als Struma, im Volksmund als Kropf bezeichnet. Untersuchungen mittels Ultraschall in Deutschland haben ergeben, dass annähernd ein Drittel der Erwachsenen Knoten oder eine Schilddrüsenvergrößerung aufweisen. Hauptursache ist der Mangel an Jod in der Nahrung. Jod ist Rohstoff zur Produktion der Schilddrüsenhormone. Das Hormon T4 enthält vier Jodatome, T3 enthält drei Jodatome. Bei Jodmangel vergrößert sich die Schilddrüse, um dennoch genügend Hormone produzieren zu können. Folge ist die Struma. Bei ungleichmäßigem Wachstum bilden sich Knoten in der Schilddrüse, es entsteht die Struma nodosa (Knotenkropf). Eine große Schilddrüse kann Beschwerden durch Druck auf Luft- und Speisereöhre bewirken, spätestens dann ist eine Behandlung erforderlich. Die Hormonproduktion der vergrößerten Schilddrüse kann normal sein (normale Funktion), gesteigert (Überfunktion) oder vermindert sein (Unterfunktion). Zur Beurteilung, ob Knoten Hormone produzieren, ist eine Schilddrüsenszintigraphie nötig. Damit kann zwischen warmen oder heißen Knoten (produzieren Hormone) und kalten Knoten (produzieren keine Hormone) unterschieden werden. Heiße Knoten reagieren nicht mehr auf die körpereigene Steuerung durch TSH, sie können unkontrolliert Hormone bilden und damit eine Überfunktion auslösen, vor allem bei zu hoher Jodzufuhr. Kalte Knoten können, wenn auch nur selten, bösartig sein. Hier ist zur weiteren Beurteilung der Ultraschall entscheidend wichtig. Beurteilt werden Aussehen der Knoten, Abgrenzbarkeit zur Umgebung, Durchblutungsverhalten, Härtegrad. Letzteres wird durch eine neue Technologie, die sogenannte Elastografie, ermöglicht. In Einzelfällen wird die Diagnostik durch eine Feinnadelpunktion ergänzt, bei der mittels einer dünnen Nadel Zellverbände aus dem Knoten entnommen und durch einen erfahrenen Pathologen mikroskopisch untersucht werden.
Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose)
Produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone, so sprechen wir von einer Unterfunktion. Symptome sind Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Gewichtszunahme, trockene Haut, spröde Haare, depressive Verstimmung. Die Beschwerden entwickeln sich sehr langsam, sodass nicht gleich an eine Schilddrüsenfunktionsstörung gedacht wird. Die Diagnose wird durch die Messung der Schilddrüsenhormone im Blut gestellt: TSH ist erhöht, FT4, FT3 sind erniedrigt). Häufigste Ursache der Unterfunktion ist die chronische Autoimmunthyreoiditis Hashimoto, eine chronische, durch Antikörper gegen Schilddrüsengewebe verursachte Entzündung der Schilddrüse. Dadurch gehen funktionsfähige Schilddrüsenzellen zu Grunde, die Hormonproduktion nimmt ab. Die Behandlung erfolgt medikamentös, die ungenügende Eigenproduktion wird durch Einnahme von Schilddrüsenhormontabletten ausgeglichen.
Schilddrüsen-Überfunktion (Hyperthyreose)
Bildet die Schilddrüse zu viel Hormone, werden alle Prozesse im Körper beschleunigt. Es kommt zu schnellem Pulsschlag, Unruhe, Zittrigkeit, Schlafstörungen, Gewichtsabnahme, Schweißneigung, häufigem Stuhlgang. Häufigste Ursache ist beim jungen Menschen eine Autoimmunerkrankung vom Typ Morbus Basedow. Hier wird die Schilddrüse durch Antikörper (TSH-Rezeptor-Antikörper, TRAK) dauerhaft stimuliert, unabhängig vom Hormonbedarf. Bei dieser Form der Überfunktion besteht die Möglichkeit der spontanen Heilung. Beim älteren Menschen liegen häufiger heiße Knoten (Autonomie) vor. Diese heißen Knoten produzieren unkontrolliert Schilddrüsenhormon, und zwar umso mehr, je mehr Jod als Rohstoff die Knoten aufnehmen. Die jeweils vorliegende Ursache der Überfunktion muss geklärt werden, da davon das therapeutische Vorgehen abhängt. Die Behandlung erfolgt zunächst medikamentös, in dem die Hormonproduktion in der Schilddrüse durch Medikamente gebremst wird, um eine normale Funktion wieder herzustellen. Die langfristige Behandlung hängt von der Ursache der Überfunktion ab: längere medikamentöse Therapie beim Morbus Basedow, Operation oder Radiojodbehandlung beim heißen Knoten.
Bösartige Tumoren der Schilddrüse
Das Wort „Tumor“ bedeutet zunächst nur, dass eine Gewebsvermehrung vorliegt, also ein Schilddrüsenknoten. Die allermeisten Knoten sind gutartig, nur ein sehr kleiner Teil ist bösartig. Das Erkennen bösartiger Knoten ist allerdings wichtig, da sie operativ entfernt werden müssen. In der Regel muss in diesen Fällen die gesamte Schilddrüse entfernt werden. Anschließend erfolgt eine Nachbehandlung durch eine Radiojodtherapie. Bösartige Tumoren der Schilddrüse haben eine sehr gute Prognose. Nachsorgeuntersuchungen, die lebenslang wahrgenommen werden sollten, werden in unserem Endokrinen Zentrum durchgeführt.