Rotatorenmanschettenriss und Ruptur der Supraspinatussehne
Die Rotatorenmanschette ist eine Muskelsehnenplatte, die den Oberarmkopf wie eine Manschette umfasst und für die Drehung und Hebung des Armes mit verantwortlich ist. Die Rotatorenmanschette besteht aus folgenden muskulären Anteilen: Musculus supraspinatus, Musculus subscapularis, Musculus infraspinatus und Musculus teres minor.
Der wichtigste und am häufigsten von einer Degeneration oder Rissbildung betroffene Sehnenanteil ist die Supraspinatussehne. Diese bildet den oberen Anteil der Rotatorenmanschette. Dieser Muskel unterstützt die seitliche und vordere Armhebung und trägt wesentlich zur Zentrierung des Schultergelenkes bei. Die Supraspinatussehne läuft direkt zwischen Oberarmkopf und Schulterdach. Kommt es hierbei zu einer zunehmenden Einengung (Impingement), chronischen Überlastung bzw. Druckbeanspruchung der Sehne, so kann sich im Laufe der Jahre die Sehne zunehmend abnutzen und schließlich zu einer Rissbildung führen.
Eine Rotatorenmanschettenruptur kann auch durch einen Unfall eintreten. Manchmal kann sich auch eine schon längere Zeit bestehende Schädigung der Manschette erst nach einem Sturz oder nach einer körperlichen Überlastung bemerkbar machen.
Diagnose
Eine frische, durch einen Unfall bedingte Verletzung der Supraspinatussehne kann zu einem schmerzhaften Kraftverlust des Armes führen. Meist entstehen die Schmerzen jedoch schleichend und nehmen im wellenförmigen Verlauf über Wochen und Monate zu. Im weiteren Verlauf entstehen nächtliche Schmerzen, der Patient ist kaum mehr in der Lage, auf der betroffenen Schulter zu schlafen. Das Abspreizen und vor allem das nach oben Führen des Armes bereitet Beschwerden. Auch Rotationsbewegungen, beispielsweise das nach hinten Führen des Armes, ist oftmals sehr schmerzhaft.
Durch eine gezielte Untersuchung mit speziellen Tests, die die unterschiedlichen Anteile der Rotatorenmanschette prüfen, lässt sich zusammen mit der oben aufgeführten Krankengeschichte oftmals bereits die Diagnose eines Rotatorenmanschettenrisses stellen. Ergänzend werden Röntgenbilder angefertigt, um Abnutzungserscheinungen des Schultergelenkes und knöcherne Einengungen am Schulterdach erkennen zu können. Häufig wird jedoch zur Sicherung der Diagnose eine Kernspintomographie veranlasst, da hierdurch die Rotatorenmanschette am besten beurteilt werden kann.
Therapie
Unvollständige Risse der Rotatorenmanschette und sehr kleine Risse können mit Schmerzmitteln und Physiotherapie sowie lokalen Einspritzungen behandelt werden. Liegt jedoch bereits ein vollständiger Riss der Rotatorenmanschette vor, so ist eine Operation in Erwägung zu ziehen. Als Ausnahme gilt eine Rissbildung der Subscapularissehne. Bei einer frischen Verletzung dieser Sehne sollte frühzeitig eine operative Stabilisierung erfolgen.
Bei der Operation erfolgt zunächst eine Spiegelung (Arthroskopie) des betroffenen Schultergelenkes. Hierbei wird das Krankheitsbild erfasst und das Ausmaß des Sehnenrisses beurteilt. Anschließend erfolgt durch weitere kleine Schnitte die Rekonstruktion der abgerissenen Sehne. Die Sehnenenden werden mit Titananker oder mit sich selbst auflösenden Fadenankern wieder am Oberarmkopf befestigt. Zugleich wird häufig ein entzündeter Schleimbeutel (Bursitis subacromials) entfernt und ein Engpasssyndrom durch eine Knochenfräsung beseitigt. Liegt zusätzlich eine Instabilität der langen Bizepssehne vor, so wird intraoperativ entschieden, ob hier eine so genannte Tenotomie oder Tenodese, also eine Durchtrennung oder Wiederanheftung der Bizepssehne, sinnvoll ist.
Krankenhausaufenthalt und Nachbehandlung
Die Versorgung eines Rotatorenmanschettenriss erfolgt in der Regel bei einem stationären Aufenthalt von zwei bis drei Tagen.
Nach der Operation wird der betroffene Arm auf einem Schulterabduktionskissen, das über insgesamt sechs Wochen getragen werden soll, ruhig gestellt. Die Nachbehandlung erfolgt nach einem festgelegten Schema. Während des stationären Aufenthaltes wird unter physiotherapeutischer Anleitung der Arm zunächst passiv bewegt. Zudem wird mehrmals täglich auf einer Schulterbewegungsschiene eine passive Beübung vorgenommen. Eine krankengymnastische Übungsbehandlung ist meist für mindestens drei Monate erforderlich.
Ein Schmerzkatheter sowie eine begleitende entzündungshemmende Medikation und intermittierende lokale Eisanwendungen sind Bestandteile der spezifischen Schmerztherapie.