Kalkschulter, Engpasssyndrom, Schleimbeutelentzündung
Viele Schulterbeschwerden haben ihre Ursache in einer schmerzhaften Enge unterhalb des Schulterdachs. Durch erworbene Fehlformen oder knöcherne Anbauten kann der Gleitraum zwischen dem Oberarmkopf und dem Unterrand der Schulterhöhe eingeengt werden. Auch eine Schulterinstabilität sowie muskuläre Ungleichheiten und Kalkeinlagerungen der Rotatorenmanschette können Ursache eines Engpasssyndroms sein. Auch eine Arthrose des Schultereckgelenks oder knöcherne Anbauten am Unterrand des Acromions (Schulterhöhe) sind häufig bei einem Engpasssyndrom vorhanden. Häufig kommt es hierbei zu einer begleitenden schmerzhaften Entzündung des Schleimbeutels (Bursa) und des angrenzenden Muskelsehnenmantels (Rotatorenmanschette, Bizepssehne).
Schleimbeutelentzündungen können jedoch auch auf ein Unfallereignis oder eine rheumatische Erkrankung zurückzuführen sein. In Folge des Engpasssyndroms treten häufig bewegungsabhängige Schmerzen vor allem bei Überkopftätigkeiten auf. Bei längerer Dauer kann die Beschwerdesymptomatik jedoch auch in Ruhe und vor allem zur Nacht auftreten.
Diagnose
Mithilfe der gezielten Untersuchung (Impingementtest) und der ausführlichen Befragung des Patienten lässt sich häufig bereits die Diagnose eines Impingementsyndroms stellen. Um knöcherne Veränderungen an der Schulter auszuschließen, ist eine zusätzliche radiologische Diagnostik mit speziellen Röntgenaufnahmen erforderlich. Durch diese Spezialaufnahmen kann die Form der Schulterhöhe dargestellt und der Abstand des Schulterdaches zum Oberarmkopf festgestellt werden. Des Weiteren gibt das Röntgenbild Auskunft über eine eventuell bereits vorhandene Arthrose. Um zusätzlich eine Schädigung der Rotatorenmanschette (Supraspinatussehne, Infraspinatussehne, Subscapularissehne) ausschließen zu können, wird häufig eine Kernspintomographie durchgeführt.
Therapie
Wenn sich das Engpasssyndrom durch die konservative Behandlung mit entzündungshemmenden Medikamenten oder durch physikalische Maßnahmen wie Anwendung von Eis oder Wärme oder Ultraschall und durch eine spezifische Krankengymnastik über mehrere Wochen hinweg nicht bessert, sollte durch einen operativen Eingriff der knöchernen Engpass beseitigt und entzündliche Anteile des Schleimbeutels entfernt werden.
Operation
Bei der Operation erfolgt zunächst eine Spiegelung des Schultergelenkes (Arthroskopie) bei der alle Gelenkinnenstrukturen beurteilt werden können. Sollte sich im Gelenk ein krankhafter Befund ergeben, so kann dieser gleich mitbehandelt werden. Anschließend wird dann das Arthroskop in den Raum unterhalb der Schulterhöhe (Subacromialraum) umgesetzt und hier der entzündlich veränderte Schleimbeutel teilweise ausgeräumt. Hiernach ergibt sich eine bessere Sicht auf die knöchernen Strukturen des Subacromialraums. Etwaige Konturunregelmäßigkeiten am Acromionunterrand sowie Fehlformen des Acromions können dann mit einer Fräse beseitigt werden. Wird das Engpasssyndrom durch ein arthrotisch verändertes Schultereckgelenk verursacht, wird der Unterrand des Schultereckgelenks mit abgefräst oder ein Teil des Schultereckgelenkes (AC-Gelenk) entfernt.
Sollte sich bei der Röntgenuntersuchung ein Kalkherd in der Rotatorenmanschette gezeigt haben (Tendinosis calcarea), so wird das Kalkdepot eröffnet und die Kalkansammlung ausgeräumt.
Krankenhausaufenthalt
Sowohl die Kalkentfernung als auch die Erweiterung des Raumes unterhalb des Schulterdachs (subacromiale Dekompression) kann ambulant oder im Rahmen eines kurzstationären Aufenthaltes vorgenommen werden.
Nachbehandlung
Nach einer subacromialen Dekompression oder einer Kalkdepotentfernung kann eine frühfunktionelle Nachbehandlung erfolgen. Es ist in der Regel keine Ruhigstellung in einer Bandage erforderlich. Bereits am ersten Tag nach der Operation kann mit passiven Bewegungsübungen, beispielsweise auf einer Motorbewegungsschiene, begonnen werden. Unterstützt wird die Nachbehandlung durch abschwellende und entzündungshemmende Medikamente sowie lokale Eisanwendungen. Nach Ausräumung von Kalkherden sind oft noch Restbeschwerden zu beobachten, die sich über mehrere Wochen hinweg zunehmend bessern und schließlich vollständig rückbilden.